v.l.n.r.: Marten Haesner, Philipp Legge, Torsten Flöttmann, Sebastian Gaede, Anika Steinert; Fotograf: Tobias Schneider, Berlin

Der Diabetes-Assistent auf dem Handy

Projektleiter: Marten Haesner
Forschungsgruppe Geriatrie, Arbeitsgruppe „Alter & Technik“, Charité Berlin

Die Therapie des Diabetes mellitus ist komplex: Blutzucker messen, Medikamente einnehmen, Insulin spritzen, regelmäßig trinken und an genügend Bewegung denken. Schnell passiert es, dass davon im Alltag etwas versäumt wird. Nichts mehr zu vergessen und abends sicher zu sein, alle Aufgaben gut erledigt zu haben, das ist der Wunsch gerade vieler älterer Menschen mit Diabetes. Technologie kann hierbei helfen – und das über alle Altersgruppen hinweg. Das hat Marten Haesner von der Forschungsgruppe Geriatrie der Charité Berlin mit der Smartphone-App „MyTherapy“ gezeigt. Als Therapieassistent auf dem Handy überträgt MyTherapy die Diabetes-Therapie jeden Tag in eine übersichtliche Aufgabenliste, die der Patient bzw. die Patientin nach und nach abarbeitet. „Die App hilft den Patienten, einen Überblick über ihre Gesundheit zu bekommen, unterstützt sie bei der Erhebung gesundheitsbezogener Daten und erinnert sie an Aktivitäten“, erläutert Haesner. Zusammen mit der Münchner Firma smartpatient haben Haesner und sein Team MyTherapy auf die Bedürfnisse älterer Nutzerinnen und Nutzer optimiert

Nichts mehr vergessen

Die App MyTherapy kann individuell auf die Bedürfnisse und den Alltag angepasst werden und an alltägliche Aufgaben wie die Medikamenteneinnahme oder das Blutzuckermessen erinnern. „Messdaten wie z. B. Blutzucker, Blutdruck oder Gewicht lassen sich mit Hilfe der App vollständig und übersichtlich dokumentieren“, erklärt Haesner. Am Ende des Tages bekommt der Nutzer angezeigt, wie konsequent er seine Therapie umgesetzt hat. Er kann auf einen Blick erkennen, worauf er im Alltag noch stärker achten sollte, um seinen Gesundheitszustand und damit die Lebensqualität noch weiter zu verbessern.

Erfolg bereits nach kurzer Zeit

Die Akzeptanz der Smartphone-App bei den älteren Nutzerinnen und Nutzern ist hoch. „In einer vierwöchigen Studie mit 30 älteren Personen haben wir sehr gute Ergebnisse erzielt“, berichtet Haesner. Sowohl die Anwenderfreundlichkeit als auch die graphische Umsetzung wurden von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern sehr positiv bewertet. Dass sie zuvor unerfahren im Umgang mit Smartphones waren, tat der Akzeptanz der App keinen Abbruch. „Wir wissen aus unserer Erfahrung mit Technikprojekten für ältere Menschen, dass sie nur mit Schulung funktionieren. Also haben wir spezielles Trainingsmaterial entwickelt und die Teilnehmer zunächst in der Benutzung des Smartphones geschult“, beschreibt der Berliner das Vorgehen. Erst als die Probanden sicher im Umgang mit den Geräten waren, beschäftigten sie sich intensiv mit der leicht zu bedienenden App. Bereits am Ende der vierwöchigen Studie waren bei den Anwendern eine verbesserte Medikamentenadhärenz und ein gesteigertes psychisches Wohlbefinden zu beobachten.

Langzeitstudien geplant

Welchen Einfluss MyTherapy langfristig auf den Gesundheitszustand hat, soll nun in weiteren Studien untersucht werden. Dabei wird das Hauptaugenmerk auf dem Langzeit-Einsatz des Therapie-Assistenten liegen. „Wir möchten erfahren, ob und zu welchen Zeitpunkten Trigger gesetzt werden müssen, um die regelmäßige Nutzung hochzuhalten“, erklärt Haesner. Im Rahmen der Studien soll auch die Software weiterentwickelt werden. Bisher gibt es eine Berichtsfunktion für die Vitaldaten, die dazugehörigen Kurven können ausgedruckt werden. Haesner und sein Team arbeiten gemeinsam mit den Experten von smartpatient daran, diese Auswertungen noch wertvoller für das Arzt-Patienten-Gespräch zu machen, z.B. durch gezielte Aufbereitung von Medikamentenumstellungen. Das könnte den Arzt bei der weiteren Therapieplanung unterstützen.

Innovativ und zukunftsweisend

Die Jury lobt den innovativen und zukunftsweisenden Charakter des Projektes sowie die angestrebte wissenschaftliche Evaluation. „Die App bietet älteren Menschen nicht nur mit Diabetes Möglichkeiten zum Selbstmonitoring, die in dieser Form und seinem Ansatz bislang einzigartig sind“, betont Jurymitglied Torsten Flöttmann.

Mit dem Preisgeld von 8.333 Euro soll die Finanzierung weiterer Anwendungsstudien gesichert werden. „Von einem Teil des Geldes möchten wir eine studentische Hilfskraft finanzieren, die uns bei den Studien unterstützt. Daneben planen wir, weitere Smartphones anzuschaffen, um die Anzahl der Studienteilnehmer zu erhöhen“, berichtet Haesner.

Ansprechpartner Projekt:

Marten Haesner
Tel.: 030-450-553736
E-Mail: marten.haesner@charite.de