v.l.n.r.: Joe Bausch, Doris Wattad, Prof. Dr. phil. Elisabeth Bubolz-Lutz, PD Dr. med. Matthias Frank; Fotograf: Andreas Lemke, Berlin; Bildrechte: © BERLIN-CHEMIE AG

Netzwerk Patientenbegleitung NRW

Projektleiterin: Prof. Elisabeth Bubolz-Lutz, Direktorin Forschungsinstitut Geragogik e.V., Düsseldorf

Ein anstehender Klinikaufenthalt ist für ältere alleinstehende Menschen stets mit vielen Fragen und Ängsten verbunden: Wer hilft mir beim Packen der Tasche? Wer versorgt meine Katze, wenn ich nicht da bin? Wer kümmert sich darum, dass ich auch genug Lebensmittel im Hause, wenn ich wiederkomme? Um den Patienten diese und weitere Ängste zu nehmen, helfen Patientenbegleiter älteren Menschen vor, während und nach einem Klinikaufenthalt. Sie unterstützen aber auch, wenn notwendig, bei ambulanten Eingriffen.

Patienten begleiten, Sorgen vermeiden

Das Netzwerk Patientenbegleiter NRW umfasst derzeit 12 Standorte, an denen ehrenamtliche Patientenbegleiter ältere Menschen rund um den Aufenthalt im Krankenhaus oder bei Arztbesuchen unterstützen. Eine wichtige empirische Untermauerung erfuhr das Projekt durch eine Untersuchung von Frau Doris Wattad, der heutigen Sprecherin des Netzwerks Patientenbegleitung NRW. Sie ging der Frage nach, was ältere Patienten während eines Klinikaufenthaltes bewegt. „Für hochaltrige Patienten kann ein anstehender Gang in die Klinik sehr belastend sein“, erläutert Prof. Elisabeth Bubolz-Lutz aus Düsseldorf. „Diese Belastung kann sogar einer Genesung im Wege stehen.“ Umso wertvoller sei deshalb die Begleitung dieser Patienten. Die Patientenbegleiterinnen und -begleiter werden an den jeweiligen Standorten von qualifizierten Projekt-Initiatoren ausgebildet. Die einzelnen Standorte werden von unterschiedlichen Trägern unterstützt, z.B. Wohlfahrtsverbänden, Kommunen, Kirchengemeinden oder Nachbarschaftshilfen.

Den Weg ins Krankenhaus erleichtern

Telefonisch oder per E-Mail können Patienten oder Angehörige Kontakt zu den jeweiligen Koordinationsstellen des Netzwerks aufnehmen und bekommen im Anschluss einen Patientenbegleiter zugewiesen. „Die Standortmitarbeiter sind immer darum bemüht, dass der Patientenbegleiter auch zum Patienten passt. So sorgt man dafür, dass sich der Patient von Anfang an gut betreut fühlt“, erklärt Preisträgerin Bubolz-Lutz. Der Patientenbegleiter besucht den Patienten zuhause und bespricht mit ihm den anstehenden Klinikaufenthalt. Je nach Bedarf kümmert sich der Patientenbegleiter im Vorfeld darum, dass ein Nachbar oder Angehöriger während der Abwesenheit des Patienten zum Beispiel nach seinen Pflanzen schaut oder sein Haustier versorgt. Während der Zeit in der Klinik ist der Patientenbegleiter weiterhin ein Ansprechpartner bei allen Fragen. Sobald die Entlassung des Patienten ansteht, wird eine Unterstützung für die ersten Tage zu Hause organisiert, beispielsweise durch Angehörige, Nachbarn oder auch einen Pflegedienst. „Patientenbegleiter gehen bei Bedarf beispielsweise auch einkaufen, damit der Kühlschrank nach der Rückkehr ausreichend gefüllt ist“, berichtet Bubolz-Lutz. Besonders wichtig sei aber der ganz persönliche Beistand.
Ziel der Patientenbegleitung ist es, die Selbstständigkeit und Selbstbestimmtheit im Umgang mit veränderten Situationen möglichst lange zu erhalten. „Damit die Freiwilligen die Patienten im Hinblick auf die Wahrung ihrer Interessen und persönlichen Anliegen unterstützen können, ist der Lernansatz der Qualifizierung zum Patientenbegleiter partizipativ angelegt“, erläutert die Projektleiterin. In den Vorbereitungskursen entwickeln die Teilnehmer eine die Patientenautonomie respektierende Haltung und entsprechende Verhaltensweisen. „Mit dieser gezielten Ausbildung wollen wir unter anderem erreichen, dass der Patient ein Vertrauensverhältnis zu seinem Patientenbegleiter aufbauen kann. Denn das Gefühl von Verlässlichkeit und Sicherheit ist für ältere Menschen in schwierigen Situationen besonders wichtig – nichts soll über ihren Kopf hinweg entschieden werden“, betont Bubolz-Lutz.

Hilfe wird hoch geschätzt

Im Rahmen der wissenschaftlichen Evaluation des Gesamtprojektes wurden Interviews mit begleiteten Patienten am Pilotstandort Bochum durchgeführt – mit einem eindeutig positiven Ergebnis: „Alle Patienten waren sehr froh über die angebotene Unterstützung – und in hohem Maße zufrieden mit der Patientenbegleitung“, fasst die Preisträgerin die Evaluationsergebnisse zusammen. Durch den Einsatz der Patientenbegleiter konnte auch eine drohende stationäre Unterbringung nach einem Klinikaufenthalt vermieden werden. „Ich bin sehr dankbar, dass wir so viele engagierte Freiwillige für unser Projekt gewinnen konnten, die sich jeden Tag mit Herzblut für ältere Menschen einsetzen“, freut sich die Preisträgerin. Das Preisgeld in Höhe von 5.000 EUR soll in den Ausbau des Netzwerks und in die Qualifizierung weiterer Projektinitiatoren fließen.

„Das hohe ehrenamtliche Engagement der Patientenbegleiter ist bemerkenswert“, bewundert Jurymitglied PD Dr. Matthias Frank, Neunkirchen. Mit dem Projekt werde nicht nur eine Lücke in der Betreuung älterer Menschen geschlossen, sondern rücke auch das Thema der gegenseitigen Achtsamkeit in den Fokus. „Durch die persönliche Begleitung und die Einbindung des Umfeldes kann ein Krankenhausaufenthalt für den Patienten möglichst stressfrei gestaltet werden“, resümiert Frank.

Ansprechpartner Projekt:

Prof. Elisabeth Bubolz-Lutz
Tel.: 0211 - 178 310 46
E-Mail: bubolz-lutz@fogera.de